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EU-Arzneimittelstrategie: Krisenfeste Arzneimittelversorgung und mehr Rückenwind für den Standort Europa

Die Pandemie hat uns einmal mehr vor Augen geführt, dass wir die Versorgung der Europäerinnen und Europäer mit lebensnotwendigen Arzneimitteln deutlich verbessern und garantieren müssen. Gerade chemisch-synthetische Arzneimittel bzw. deren Wirkstoffe werden mittlerweile zu fast 80 Prozent in Asien - vor allem in China und Indien - und dort insgesamt von einer deutlich geringeren Anzahl an Herstellern produziert. Die steigende Marktkonzentration und Produktionsschwierigkeiten sind zwei Gründe für die aktuell zu beobachtenden Lieferengpässe. Europa hat seine Souveränität bei Medikamenten völlig aus der Hand gegeben.

 

Das müssen wir ändern: Die Europäische Union muss gezielt in die Medikamentenforschung investieren und die Produktion in Europa stärken - zum Beispiel mit Förderungen für den Aus- und Aufbau von Produktionsstätten. Es darf nicht sein, dass unsere Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten wie Krebs-, Schmerz- und Narkosemittel allein von Produktionsstätten in Asien abhängt.

 

Wir haben uns diese Woche als Europäisches Parlament in einem Initiativbericht zu dem von der Kommission vorgelegten EU-Arzneimittelstrategie positioniert. Mit unserer mit großer Mehrheit angenommenen Stellungnahme setzen wir ein klares Signal mit Blick auf Lieferketten und die Unabhängigkeit Europas von Zulieferungen von Synthetika. So enthält der Bericht konkrete Vorschläge zur Vorbeugung künftiger Engpässen, für mehr strategische Autonomie, sowie die Forderung nach einem strukturierten Dialog mit allen Beteiligten. Wir sind der Auffassung, dass ein breit angelegtes politisches Arzneimittelforum bei der Bewältigung bzw. der Vorbeugung künftiger Lieferengpässe erforderlich ist. In diesem Forum könnten neben politischen Entscheidungsträger, Behörden, Kostenträger, Patientenorganisation und Vertreter der Industrie zusammenkommen, um gemeinsam Lehren aus der Covid-19 Pandemie zu ziehen. Ein weiteres Ziel sollte es sein, einen wirksamen politischen Rahmen zu schaffen, um langfristig Engpässe zu vermeiden, den Zugang zu Arzneimitteln für Patienten zu ermöglichen, Verzögerungen zu verringern, Wettbewerbsfähigkeit und Innovation zu gewährleisten und öffentlich-private -Partnerschaften in der EU zu stärken.

 

Begrüßenswert ist es in diesem Zusammenhang auch, dass die Kommission in ihrem kürzlich veröffentlichten Arbeitsprogramm angekündigt hat, bis Ende 2022 eine vollständige Überarbeitung der Arzneimittelstrategie vorzulegen. Bei den Corona-Impfstoffen haben wir gezeigt, dass es mit ausreichendem politischen Willen möglich ist, die Produktion von Arzneimitteln in Europa auch kurzfristig hochzufahren. Das sollte ein Vorbild für alle notwendigen Medikamente sein. Heimische Produktion in Europa sichert unsere Versorgung.